Gottesdienst To Go 17. Mai 2020

Gottesdienst To-Go – Rogate – 17.Mai 2020

Wer mag, zündet eine Kerze an. Rogate –

Betet. So heißt der Sonntag heute. Beten, was nützt das schon – so fragt sich mancher, der vergeblich darauf hofft, dass seine Wünsche erfüllt werden. Not lehrt beten – das sagen die, die im Leben entdeckt haben, dass ein Gebet mehr ist, als ein Wunschzettel, der auf der Fensterbank liegt. Beten, wann kommt man schon dazu? Vielleicht heute – für einen kleinen Moment.

Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.

Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir.

Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.

(Nikolaus von Flüe 1417-1487)

 

Schriftlesung – nach Matthäus 6

Wenn du beten willst, geh in dein Kämmerlein, schließ die Tür hinter dir zu, und bete zu deinem Gott, dem Unsichtbaren. Leiere nicht endlose Gebete herunter wie Leute, die meinen, sie würden bei Gott etwas erreichen, wenn sie nur viele Worte machen. Gott weiß genau, was du brauchst, noch bevor du darum bittest. Gott sieht das Verborgene. So also bete: Du, unser Gott, dein Name ist heilig. Deine neue Welt beginne. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf der Erde. Gib uns, was wir zum Leben brauchen. Vergib uns und hilf uns, auch anderen zu vergeben. Beschütze uns davor, dich aus den Augen zu verlieren und befreie uns von dem Bösen. Denn du bist das Leben, der Glanz und die Ewigkeit. Amen.

Glaubensbekenntnis

Gott, Ursprung des Lebens,

Grund allen Seins, unsere Hoffnung.

Dich loben wir.

Jesus Christus, Gottes Sohn,

aus dem Tod Erstandener, unser Leben.

Dir danken wir.

Geist des Lebens, heilender Atem Gottes,

unsere Kraft zur Versöhnung.

Dich beten wir an.

Du Gott, schaffst neu die Erde.

Dich Gott, bekennen wir vor aller Welt.

Dir Gott, vertrauen wir uns an in Zeit und Ewigkeit.

(Aus Kurhessen-Waldeck 1993)

Wenn du beten willst, geh in dein Kämmerlein, schließ die Tür hinter dir zu, und bete zu deinem Gott, dem Unsichtbaren. Leider ist mein Kämmerlein immer ein bisschen unordentlich. Die Strickjacke über die Stuhllehne geworfen. Auf dem Tisch Dinge. Ziemlich viele Stifte und Zettelchen. Eine halbvolle Packung Taschentücher. Familienfotos. Erinnerungen. Ein USB-Stick. Eine Schere. Tesafilm. Unterlagen für die Steuer. Das Handy. Ladekabel. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte mein Kämmerlein besser in Ordnung halten. Ich kenne Menschen, die schaffen das. Die haben für alles einen aufgeräumten Platz. Papiere in Ordnern, Schreibwaren in Körbchen. Der Tisch krümellos und frei, darauf ein Strauß frischer Flieder in einer passenden Vase. Ich bewundere das. Wirklich. Wenn es bei Ihnen so aussieht, behalten Sie es bei! Da gibt es nichts daran zu kritisieren.

Ich weiß auch, dass manche so ein aufgeräumtes Gebetsleben haben. Die Stille Zeit hat bei ihnen ihren festen Platz zwischen Zähneputzen und Kaffeekochen. Und sie hat einen ordentlichen Ablauf. Beten: Einen Text aus der Bibel lesen. Darüber nachdenken. Beten. Zehn, fünfzehn Minuten. So einfach ist das. Und doch so schwer. Immer wieder hab‘ ich probiert, es auch so zu machen. Als Jugendliche. Als junge Erwachsene. Auch später. Neulich erst, als wir keine gemeinsamen Gottesdienste in der Kirche feiern durften. Da haben die Glocken um 12 Uhr geläutet. Und am Anfang hab ich immer kurz angehalten. Daran gedacht. Gebetet. An andere gedacht, die das vielleicht im gleichen Moment auch getan haben. Das war gut. Und trotzdem ist mir wieder Unordnung reingekommen. Ein anderer Termin. Die Zeit vergessen. Der Tisch zu voll mit anderen Dingen. Das Herz auch. Unten die Staubschicht der Traurigkeit. Darüber die Krümel des Ärgers. Oben die drohende Wolke der Resignation. Dazwischen die Sonnenstrahlen, die mich nach draußen locken.

Wenn du beten willst, geh in dein Kämmerlein, schließ die Tür hinter dir zu, und bete zu deinem Gott, dem Unsichtbaren. Ich kriege das nicht so gut hin mit dem Kämmerlein bei mir zuhause. Aber ich habe andere Orte gefunden, wo ich gut beten kann. Kämmerlein in meinem Alltag.

Wenn ich im Auto sitze, dann bete ich: „Gott, gib mir einen klaren Kopf und ein offenes Herz für das, was mich erwartet.“ Ein anderes Kämmerlein finde ich oft, wenn ich zu Fuß unterwegs bin. Als ich hoch nach Wittgenborn gelaufen bin, (und nicht nur da) hab ich Gott gedankt für meine Füße, die mich tragen, und für alles, was wächst. Für den wunderbaren, geheimnisvollen Wald. Wenn ich durch die Straßen in Wächtersbach laufe, bitte ich Gott für die Menschen, die hinter den Fenstern sind und danke für unsichtbare Gemeinschaft.

Im Übrigen bin ich Jesus so dankbar für seine klare Ansage, dass wir nicht viele Worte zu machen brauchen. Gott weiß genau, was du brauchst, noch bevor du darum bittest. Gott sieht das Verborgene.

Daran glaube ich: Gott sieht in das Verborgene. Er sieht all das, was meine Augen nicht sehen. Er sieht in die Kämmerlein, in denen die Menschen in den letzten Wochen so viel Zeit verbracht haben. Aufgeräumte Wohnzimmer, ungemachte Betten, liegengebliebenes Spielzeug. Nichts davon bleibt Gott verborgen.

Gott sieht die Falten in unseren Gesichtern und das, was sich dahinter verbirgt. Er sieht unsere Herzenskämmerlein. Darin die Zufriedenheit eines gelebten Lebens. Die Sorgen und die Erschöpfung. Die Gedanken, die immer wiederkehren. Die Fragen, die keine Antwort finden. Gott sieht in das Verborgene. Er findet unsere Liebe, die überdeckt ist von all dem, was sich immer wieder in uns ansammelt. Unter der Staubschicht der Enttäuschungen.

All das sieht Gott und genau deswegen weiß er, was wir brauchen. Deshalb gibt er uns jeden Tag Kämmerlein, in denen wir beten können, mit wenigen Worten. Und oft reicht auch ein Einfaches: Ach Gott… Amen. Ein Kämmerlein für das eigene Gebet

 

Vater unser im Himmel

Geheiligt werde dein Name

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

 Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Segen

Gott segne uns und behüte uns.

Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns

und sei uns gnädig .

Gott erhebe sein Angesicht auf uns

und schenke uns Frieden.

Amen.

(Vergessen sie nicht, die Kerze zu löschen)

Bleiben Sie behütet.

Gott befohlen

Ihre Pfarrerin beate Rilke

 

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