Das Lesegespräch am 16. Februar behandelt diemal "Eine Frau flieht vor einer Nachricht" geschrieben von David Grossman
In mehr als siebenhundert Seiten zieht David Grossmans den Leser in ein Beziehungsgeflecht israelischer Menschen hinein. Hörspielartig erlebt der Leser fiebernde Dialoge namenloser Stimmen. Sie gehören zwei männlichen Jugendlichen und einem Mädchen. Wir befinden uns im Sechstagekrieg 1967. Noch wissen Avram, Ilan und Ora nicht, dass sechs Jahre später mit dem Jom-Kippur-Krieg ihr Leben wirklich aus den Fugen geraten wird. Was wir Leser indes sofort begreifen, ist, dass die Drei aneinander gekettet bleiben. Ora wird zwei Söhne zur Welt bringen. Avram und Ilan sind die Väter. Man ist von Anfang an gefesselt, liest aber immer langsamer, weil man nicht will, dass das Buch aufhört, denn man hat Angst vor dem Ende. Ahnt man doch von Anfang an, dass es ein trauriger Schluss sein wird.
Nach Beendigung seiner Militärzeit möchte Ora, um ihrem Sohn Ofer wieder näher zu kommen, eine Wanderung mit ihm durch Galiläa machen. Alles ist geplant. Er aber geht freiwillig zurück zum Militär. Vor der befürchteten unheilvollen Nachricht von der Militärbehörde flieht Ora in die Wanderung durch Galiläa. Sie schleppt den durch Gefangennahme und Folter lebensunfähig gewordenen Vater Ofers mit, der seinen Sohn gar nicht kennt. In lebendigen Episoden macht Ora Avram mit dem Leben des gemeinsamen Sohnes vertraut, vom ersten Atemzug an bis zu dem Moment, als er ihr die Rolle einer Soldatenmutter aufzwang. I
Ein ergreifendes Buch.
Das Lesegespräch findet um 20.00 Uhr in der Bücherei des Pfarrhauses statt.